5-Elemente-Ernährung bei Diabetes

Dass Diabetes und Ernährung eng zusammenhängen, weiß wohl jeder. Ich weiß das auch auch, weil ich einen Typ 1-Diabetes habe. Die 5-Elemente-Ernährung hilft mir, die Zuckerwerte im Griff zu behalten und trotzdem eigentlich alles genießen zu können. Naja, außer vielleicht Riesenmengen Süßkram oder Pommes. Aber die Lust auf diese „Sünden“ wird sowieso viel kleiner mit den 5 Elementen. Ist auch wirklich nicht schwierig.

Für alle, die sich mit dem Thema nicht so gut auskennen, ist der Text ein wenig länger als im Internet üblich. Verzeiht mir also, aber insbesondere Leute mit einem frisch diagnostizierten Diabetes sind sehr dankbar für Infos. Ich weiß auch das aus eigener Erfahrung.

Es gibt hauptsächlich zwei unterschiedliche Diabetes-Typen: Den Typ 2, den sogenannten Altersdiabetes, haben in Deutschland nach Zahlen der Deutschen Diabetes-Hilfe 6,7 Millionen Menschen, davon zwei Millionen, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen.

Beim Typ 2 ist zunächst mit der Bauchspeicheldrüse alles in Ordnung. Sie produziert jedoch ˗ durch den Verzehr von großen Mengen an Kohlenhydraten ˗ auch große Mengen an Insulin. Das erschöpft die Zellen, die nicht mehr auf das Hormon reagieren – das ist die sogenannte Insulinresistenz. Daraus entwickelt sich der Typ 2-Diabetes. Auch hier kann es sein, dass die Bauchspeicheldrüse irgendwann nicht mehr genügend Insulin produzieren kann. Spätestens dann muss  Insulin gespritzt werden.

Nur rund fünf Prozent haben den Typ1-Diabetes, eine Autoimmunerkrankung, bei der die Betazellen der sogenannten Langerhans´schen Inseln, das sind die Zellen, die im Körper das Insulin produzieren, über einen längeren Zeitraum hinweg allmählich zerstört werden. Darum merkt man zu Beginn der Erkrankung nichts davon. Erst nach drei bis vier Jahren treten die ersten spürbaren Symptome auf. Vom Typ 1 Diabetes sind meist Kinder und Jugendliche betroffen, doch auch in späteren Jahren ist eine Erkrankung möglich.

Was sagt die TCM zu Diabetes?

In der TCM geht es – vereinfacht ausgedrückt – darum, Yin und Yang im Gleichgewicht zu halten: in der Mitte. Und der Diabetes ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin in erster Linie eine Erkrankung der Mitte, also der Erde.

Die Erde ist unsere Basis, die uns trägt und ernährt. Sie ist der Spätsommer, das reife Erwachsenenalter mit seiner Klugheit und Gelassenheit. In der Natur reifen Obst und Getreide zu süßer Kraft. Die gelbe Farbe und der süße Geschmack gehören zur Erde, z. B. die Süßkartoffel, die Möhre oder der Honig. Zur Erde gehören die Organe Milz und Magen. Sie verdauen und trennen das Gute vom Schlechten.

„Die Erde ist eine Metapher für Ausgleich und Gleichgewicht – wenn ich in mir ruhe, dann bin ich geerdet und gemittet. Alles war die Energie der Erde im Menschen unterstützt, ob Ernährung, Lebensweise, Qigong oder Akupunktur, hilft, das innere Gleichgewicht zu finden und zu halten.“

Klaus-Dieter Platsch, „Die fünf Wandlungsphasen“

Diabetes ist kein Zuckerschlecken

In der TCM wird also zunächst das angegriffene System, die Erde gestärkt. Die Erde mag es süß, warm und trocken. Das fängt schon mit dem Frühstück an. Die meisten Menschen essen morgens Brot oder Brötchen mit Aufschnitt oder Käse oder auch Marmelade und dazu einen Kaffee. Manche trinken dazu Orangensaft.

Aus Sicht der TCM ist das jedoch kein guter Start in den Tag, insbesondere für jemanden, der abnehmen möchte. Das Brot verlangsamt das Ausleiten und das bedeutet für uns, dass wir nicht abnehmen, wenn wir Brot essen, eher noch zunehmen.

Wurst enthält neben einer guten Portion Zucker auch sehr hohe Mengen an Salz, was uns Schwierigkeiten mit dem Blutdruck, aber auch mit den Nieren machen kann.

Marmelade enthält entweder viel Zucker oder viel Süßstoff. Beides tut bei Diabetes bekanntermaßen nicht gut. Und der Orangensaft treibt den Zucker viel zu schnell in die Höhe, er ist außerdem sehr sauer und aus Sicht der TCM kühlt er extrem –schwächt also schon gleich zu Beginn des Tages das Erdelement.

Seid nett zum Körper, esst Porridge

Die 5-Elemente-Lehre empfiehlt etwas Wärmendes und Nährendes, um Körper und Seele gut in den Tag zu bringen: Das warme Essen schon am Morgen. Unsere Großmütter kannten den Haferschleim, die Briten essen Porridge, die Japaner die Misosuppe und so ist das warme Gericht am Morgen für viele Völker normal.

Am besten und einfachsten ist der Porridge, wie ihn die Schotten kochen, nämlich mit Wasser. Keine Angst, es kommt noch Geschmack dran. Ihr könnt ihn süßen: mit Trockenfrüchten, frischem, kurz mitgekochtem Obst, gerösteten Nüssen usw. Sesammus (Tahin), Mandelmilch und Co. bringen noch mehr leckere Nuancen.

Und was ist mit Milch?

Milch und Kuhmilchprodukte haben eine stark kühlende und befeuchtende Wirkung. Sie kühlen unsere Erde und erschweren dadurch eine Gewichtsabnahme oder machen sie sogar unmöglich. Darum empfiehlt die TCM, den Verzehr von Milchprodukten, zumindest für eine Weile, zu verringern oder zu meiden.

Um den Brei lecker zu machen, ist Zucker natürlich keine gute Idee. Auch Süßstoffe kommen nicht infrage, zumal sie meist schlecht schmecken. Aus chinesischer Sicht befeuchtet Zucker sehr stark. Die Folge: man nimmt zu. Aus schulmedizinischer Sicht wirkt sich weißer Zucker in größeren Mengen schlecht auf die Stoffwechsellage aus.

Das liegt auch an den kurzen Zuckermolekülketten. Der Körper hat sie in Nullkommanix aufgespalten – der Blutzuckerspiegel steigt schnell. Man braucht also ein Süßmittel, das längere Zuckerketten hat. Der Körper braucht mehr Zeit und Energie, bis er den Zucker aufgedröselt hat. Das hält den Zuckerwert niedriger und entlastet den Stoffwechsel.

Gutes Süßen ist nicht schwer

Malzsorten habe diese langen Ketten: Reismalz oder Gerstenmalz schmecken wunderbar und wirken nur sehr langsam auf den Zuckerspiegel. Dann gibt es Kokosblütenzucker, inzwischen auch als Sirup, Dattelsirup und Dicksäfte. Diese Dicksäfte haben nicht so lange Zuckerketten, aber dafür eine hohe Süßkraft und man kann sie sparsam einsetzen.

Probiert aus, wie sich diese Süßmittel auf den Blutzucker auswirken. Um den Brei noch leckerer und süßer zu machen, sind Mandel- oder Sesammus eine gute und physiologisch wertvolle Ergänzung. Bei Figurproblemen sollte man hier aber sparsam sein.

Zu Würzen eignen sich Zimt, Kardamom oder andere wärmende Gewürze. Bei Hitzeproblematik jedoch lieber weglassen und stattdessen etwas kühlenden Zitronensaft oder geriebene Orangenschale an den Brei geben.

Einfach ausprobieren

Für viele Menschen ist das warme Essen morgens sehr ungewohnt. Auch die Reste einer selbstgekochten Gemüsesuppe vom Abend schmecken am Morgen prima. Ich kann alle Betroffenen nur ermutigen, das zu auszuprobieren. Ich habe einige Klienten, die davon ganz begeistert waren und sehr gerne bei der warmen Morgenmahlzeit blieben.

Und Mittags? In der Kantine sollte man als Diabetiker Nudeln, Kartoffeln und Co. als schnellwirksame Kohlenhydrate eher meiden. Vollkornreis oder -nudeln sind auf jeden Fall zu bevorzugen.

Die Fette in Kantinen sind meist von geringer Qualität, also keine Currywurst mit Pommes, kein frittiertes Schnitzel oder Schweinbraten. Gute Fette wie Oliven- oder Rapsöl können Sie essen, haben Sie keine Angst davor. Es gibt einige Gemüsesorten, die fettlösliche Vitamine enthalten. Darum kocht man z. B. Möhren immer mit ein wenig Butter, denn das Vitamin A in den Möhren ist fettlöslich.

In den meisten Kantinen gibt es inzwischen ein umfangreiches Salatbuffet. Das ist gut gemeint, doch insbesondere im Winter kühlt uns dieses rohe Essen zu sehr aus. Das Verdauungssystem – also das Erdelement – braucht Wärme, um gut arbeiten zu können. Bevorzugen Sie also gekochtes Gemüse, das oft mehr Vitamine enthält und das der Körper viel besser nutzen kann, als Salat oder Rohkost.

Was dann?

Als Zwischengericht oder auch Nachtisch sind Obstkompotte oder Trockenfrüchte wie Datteln, Feigen oder Pflaumen oder Aprikosen und dazu eine Handvoll geröstete Nüsse gut geeignet. Schmeckt prima und stillt auch auf lange Sicht den Süßhunger. Zwar enthaltene Trockenfrüchte viel Zucker, also nicht zu viel auf einmal essen, aber im Gegensatz zu den meisten Nachtischen liefern sie auch viele andere Nährstoffe.

Am Abend freut sich das Erdelement wieder über etwas Warmes. Langgekochte Eintöpfe, Suppen oder gebackenes Gemüse aus dem Ofen. Das ist übrigens auch sehr schnell und einfach zubereitet. Dazu auch mal Kohl, besonders Chinakohl, der beim Abnehmen hilft, weil er ausleitet. Aber auch Blumenkohl, Broccoli oder auch Auberginen und Pilze schmecken gut, je nach Saison.

Hülsenfrüchte, also alle Bohnen, gehören zum Wasserelement und unterstützen den Nierenbereich. Das ist für Menschen mit Diabetes wichtig. Also bauen Sie Hülsenfrüchte in Ihren Speiseplan ein.

Ein besonderes Gericht möchte ich erwähnen, die Misosuppe: Sie stammt aus der japanischen Küche und wird aus Sojabohnen traditionell in einem sehr aufwendigen Fermentationsverfahren hergestellt. Je dunkler, desto intensiver schmeckt sie. Die Paste bekommen Sie im Bioladen und sie eignet sich auch, um Eintöpfe oder Gemüsegerichte sanft zu würzen.

Genuss – auch mit Diabetes

Es lohnt sich, seinen Körper aktiv durch gutes Essen zu unterstützen. Das habe ich selbst erfahren. Die 5-Elemente-Ernährung kann sich positiv auf die Zuckerwerte und somit auf den Insulinbedarf im Blut auswirken. Auf jeden Fall aber hilft diese Art der Ernährung, den Süßjeeper in Schach zu halten – und ihm in Ausnahmefällen ohne schlechtes Gewissen auch mal nachzugeben! Genießt euer Leben ? auch mit Diabetes!