Burnout? Neue Kraft für deinen Shen!

Artikel: Sooni Kind           Foto: Sabrina Phiesel Photography

Wunderst du dich auch manchmal, wenn du in einem müden Moment deine Posts anschaust? Bin ich das wirklich, diese immer gut Gelaunte, Offenherzige, Leistungsbereite, die mir da entgegenstrahlt?

Wem beim Anblick der heilen Welt der Dauerlächler*innen ein Gefühl des Unbehagens beschleicht, zählt schnell zu den Spielverderbern. Aber welches Spiel wird hier gespielt? Bist du ganz sicher, dass es noch deins ist?

Die Ambivalenz von Mitsein und Selbstsein ist nicht neu: Auch das Feuer-Element deiner Vorfahren brauchte die Anerkennung seiner Mitmenschen, was von der empfindsamen Wasser-Seele immer schon skeptisch beäugt wurde. Kann ich noch ich selbst sein, wenn ich so sein will, dass alle mich mögen?

Kann ich noch ich sein, wenn alle mich mögen?

Aber ohne Anerkennung können wir als menschliche Wesen nicht existieren; sie gibt uns die Gewissheit unserer selbst. Oft führt gerade die Ermangelung einer solchen Erfahrung zu einer Außenorientierung, die uns nicht guttut. Wir meinen dann, den anderen durch Leistung oder einen tollen Post beweisen zu müssen, dass wir etwas wert sind.

Mit dieser Haltung landen wir im Burnout-Hamsterrad, denn auch wenn wir Top-Leistungen erbringen, haben wir immer das Gefühl: Es ist nie genug! Und daraus spinnt sich dann ein Teufelskreis von Höchstleistungen gepaart mit Leistungsabfall, den wir nicht mehr steuern können.

In diesem Zusammenhang kommt mir die Geschichte vom nutzlosen Baum in den Sinn. Der daoistische Meister Zhuangzi beschreibt darin einen Baum, der krumm gewachsen und hässlich ist. Weil sich niemand für ihn interessiert, entzieht er sich der Verzweckung durch menschliche Interessen: „Nie werden Äxte sein Leben verkürzen, kein Wesen kann ihn verletzten“, resümert Zhuangzi sein schönes Gleichnis.

Auch bei Top-Leistungen haben wir das Gefühl: Es ist nie genug!

Auch wenn wir fest daran glauben, uns jeden Tag so erschaffen zu können, wie es uns gefällt, unser Körper spricht doch oft eine andere Sprache: Kopf und Rücken schmerzen, der Blutdruck steigt (Blogartikel Bluthochdruck), das Herz schlägt schnell, wir schlafen schlecht.

Soziologen und Philosophen sehen in der aktuellen Häufung von Erschöpfung und Ausgebranntsein die Kehrseite unserer modernen Leistungsgesellschaft. In seinem Buch über das erschöpfte Selbst betont der Soziologe Alain Ehrenberg, dass sich dieses Leistungsdenken längst nicht mehr auf unser Arbeitsleben beschränkt. Nicht wenige Menschen, so Alain Ehrenberg, scheitern an ihren zu hohen Ansprüchen auf Selbstverwirklichung, Glück und Erfolg.

Foto: Gregor Werner

Wenn sich all diese Symptome häufen, intensivieren und du sie schließlich nicht mehr ausgleichen kannst, sprechen wir von Burnout. Denn Burnout ist kein einheitliches Krankheitsbild. Es besteht aus einer Reihe körperlicher, seelischer und geistiger Symptome wie Herzrasen, Angststörungen und Depressionen, die phasenweise auftreten und sich dynamisch entwickeln.

Für Burnout sind nicht die Symptome, sondern die Prozesse charakteristisch, innerhalb derer sie sich entwickeln, so die Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie Andreas Hillert und Michael Marwitz in ihrem Buch über die Burnout-Epidemie.

Nie werden Äxte sein Leben verkürzen, kein Wesen kann ihn verletzten

Bei Burnout-Klient*innen in meiner Praxis für 5-Elemente-Beratung bin ich immer wieder erstaunt, wie viele dieser Symptome im Bereich der Wasser-Feuer-Achse auftreten. Hier entwickeln sie eine unglaubliche Dynamik von Yin und Yang.

Die geht von überhöhter Leistungsbereitschaft über Leistungsabfall bis zu dem Punkt, an dem nichts mehr geht, dem schleichenden Rückzug aus sozialen Kontakten bis hin zur Isolation. Auf körperlicher Ebene entwickeln sich Herzrasen zum Bluthochdruck, Kopfschmerzen zur Migräne, Rückenschmerzen zum Bandscheibenvorfall.

Beeindruckend finde ich dabei, wie Menschen selbst in solchen Situationen resilientes Verhalten entwickeln. Offensichtlich gibt es Oasen in unserer Seele, die uns immer wieder aufrichten, wenn alles zusammenbricht.

Shen gehört zu den Oasen in unserer Seele, die uns aufrichten

Eine solche Seelen-Oase ist unser Shen. Shen ist das, was uns im Innersten zusammenhält. Auch wenn er oberflächlich nur einem einzigen Element, dem Feuer, zugeordnet wird, besteht er doch aus einer lebendigen Dynamik aller Elemente und Funktionskreise: Hun und Leber, die ihn bewegen, Yi und Milz, die ihn reflektieren, Po und Lunge, die ihn mit deiner Leiblichkeit verbinden sowie Zhi und Nieren, die bewirken, dass du dich an ihn erinnerst.

Shen ist das, was dich als Persönlichkeit ausmacht und es dir ermöglicht, sie zum Ausdruck zu bringen.

Shen ist aber auch das, was dir hilft, dich immer wieder selbst zu überschreiten. Der dir den Stupser gibt für den Sprung aus der Angst hinein in ein Abenteuer, in dem neue Facetten deiner Persönlichkeit aufscheinen können.

Shen kann dich mit deinem höheren Selbst verbinden und dem Tao, aus dem es sich speist.

In Zeiten von Hektik und Druck kann er sich zerstreuen, Angst und Scham lassen ihn sinken, in deinen Grübelnächten hängt er fest im Tan und kann nicht aufsteigen.

Dein Körper gibt Shen die Möglichkeit in dir lebendig zu sein

Dabei ist die Vorstellung vom Shen keine „Schlangengrube für Esoteriker“ (Kai Marchal): Shen segelt nicht abgehoben im luftleeren Raum, sondern ist handfest mit deinem Körper verbunden. Erst dein Körper gibt Shen die Möglichkeit in dir lebendig zu sein.

Die chinesische Medizin behandelt den Shen über das Blut, in dem er „wohnt“. In dieser Vorstellung zeigt sich die Verwobenheit von Geist und Körper, die auch die 5-Elemente-Ernährung aufgreift: Mit der 5-Elemente-Ernährung kannst du Shen über die körperliche Ebene erreichen, indem du Qi und Blut nährst.

Monikas Birnen-Kokos-Tarte mit Rosenblüten und Goji-Beeren, Foto: Monika Szecowka

Süß, leicht und nährend, so wirkt diese Tarte. Du brauchst sie an einem Punkt, wo Möhren nicht mehr ausreichen … Statt jetzt Zuckerzeugs in dich reinzustopfen, nimm dir eine Auszeit oder schick einen geliebten Menschen in deine Küche, um sie dir zuzubereiten. Haferflocken, Cashew, Mandeln und Kokos bauen deine erschöpfte Substanz wieder auf, während  Zitronen- und Limettensaft für Abkühlung von Hitze in Herz und Leber sorgen, alldieweil Birnen, Goji-Beeren und Rosenblüten dein Yin nähren.

Drei Jahre lang habe ich einen Klienten begleitet, der sich mit erstaunlicher Beharrlichkeit aus seiner Burnout-Falle zu lösen suchte. Mit Hilfe von 5-Elemente-Ernährung, Physiognomik- und 5-Elemente-Coachings fanden wir gemeinsam wertvolle Schlüssel, die einige Tore öffnen konnten.

Nach meiner Erfahrung führt bei jeder Burnout-Symptomatik eine Spur zum Wasser-Element. Denn da liegt unser lebendiges Wahres Selbst. Nach dem Tiefenpsychologen C.G. Jung steht es oft im Gegensatz zu unserer Persona, dem Teil unseres Selbst, den wir für die Öffentlichkeit basteln.

Welches Spiel wird hier gespielt? Bist du sicher, dass es deins ist?

Oft haben wir uns damit so zubetoniert, dass wir unser lebendiges Wahres Selbst gar nicht mehr kennen und es mit der Persona verwechseln. In solchen Situationen brauchst du den Zhi aus dem Wasserelement, um dich an dein lebendiges Wahres Selbst zu erinnern. Der Shen, in dem wir uns authentisch zum Ausdruck bringen, braucht den Zhi als Erinnerung an unser Wahres Selbst.

Wer ein „Wahrer Mensch“ (shen ren) werden will, kommt also nicht daran vorbei, von den Höhen seines Feuer-Elements in die Tiefen des Wassers hinabzusteigen. In den Trigrammen des IGing haben sie so geheimnisvolle Namen wie „das Abgründige“ und „der Brunnen“ oder „des kleinen Zähmungskraft“. Am 16. November gebe ich dazu abends ein Online-Seminar.

Monikas Möhren-Rettich-Arame-Topf, Foto: Monika Szecowka

Du fühlst dich ausgebrannt, erschöpft mit geballter Faust in der Tasche und einem Presslufthammer im Kopf? Dann ist dieses Gericht genau das Richtige für dich! Die Arame nähren das Nieren-Yin, der Shiitake nimmt Hitze aus deiner Leber. Mirin, Reissirup und Möhren entspannen mit dem süßen Geschmack deine Leber und harmonisieren dein Hara. Dein Leber-Qi kann wieder frei fließen, und im Verbund mit einem gefestigten Hara kannst du eine coole Entscheidung treffen!

In der chinesischen Medizin finden diese philosophischen Überlegungen ihre Entsprechung in der Wasser-Feuer-Achse, von der du vielleicht schon einmal als Shao-Yin-Achse gehört hast. Wenn wir unseren Feuer-Tanz übertreiben, verlieren wir Blut und Säfte, vergeuden also wertvolles Yin. Langfristig erschöpfen sich deine Nieren, wenn sie immerzu Yin nachschießen müssen, um die verbrannten Säfte des Herzens mit ihrer Essenz wieder aufzufüllen.

Wir brauchen Zhi zur Erinnerung an unser Wahres Selbst

Denn in der Dynamik des Burnouts haben wir oft dieses Ineinandergreifen von Überdrehtheit und Erschöpfung, bei dem Nieren und Herz nicht mehr miteinander kommunizieren. Dann zerstreut sich Shen und Zhi vergisst, dass es ihn gibt. Herzrasen, Panikattacken, Gefühle von absurder Leere und Sinnlosigkeit können die Folge sein.

Mit der 5-Elemente-Ernährung kannst du Hitze absenken und das  das Yin von Herz und Nieren nähren. So kann sich dein Shen wieder sammeln und zentrieren.

Nicht, dass wir uns missverstehen: Die 5-Elemente-Ernährung kann keine gesellschaftlich verankerten Probleme lösen, und du bist nicht schuld an dem Schlamassel. Deine Arbeitstage sind lang, die Anforderungen hoch und du stehst vielleicht arg unter Druck.

Du bist nicht schuld an dem Schlamassel

Du kannst und musst nicht alles aus dir selbst heraus schaffen. Für den koreanischen Philosophen Byung-Chul Han ist das vielbeschworene „Yes we-can“-Credo die Parole einer Gesellschaft, die den äußeren Zwang zur Leistung erfolgreich ins Innere des Einzelnen verlegt hat.

Dann hast du das Gefühl, auch noch selbst schuld daran zu sein, dass es dir nicht gut geht, weil du vielleicht nicht genug meditierst oder dich schlecht ernährst. Also, es geht wirklich nicht darum, zu den ganzen Ansprüchen, die in dir toben auch noch den obendrauf zu packen, dich perfekt ernähren zu müssen.

Schlechte Qualität und schnelles Essen verletzten Herz und Nieren und zerstreuen deinen Shen

Aber du kannst vielleicht dafür sorgen, dass du etwas besser mit dir umgehst, zum Besipiel nicht wahllos billiges Zuckerzeugs in dich reinstopfst, das überall im Büro herumliegt. Und mittags das Fastfood streichst und für ein gutes warmes Essen sorgst. Kauf dir einen Vorrat guter Süßigkeiten und deponier sie in deinem Schreibtisch. Erlaube dir, das, was du isst, auch zu schmecken und zu genießen. Schlechte Qualität und schnelles Essen verletzen Herz und Nieren und zerstreuen deinen Shen.

Wenn du die 5-Elemente-Ernährung schon näher kennst oder sogar beratend tätig bist, ist es sicherlich spannend darüber nachzudenken, welchen Beitrag wir mit der 5-Elemente-Ernährung zum Thema Burnout leisten können. Die Symptome in ihren Disharmonien und ihrer Dynamik von Yin und Yang zu erkennen und die jeweiligen Disharmonie-Muster mit der 5-Elemente-Ernährung zu harmonisieren.

Zusammen mit Monika Szecowka habe ich für meine Fortbildung zu diesem Thema Rezepte entwickelt, die Burnout-Symptome in ihren unterschiedlichen Konstellationen harmonisieren. Monika hat netterweise für diesem Artikel die Fotos ihrer Birnen-Kokos-Tarte und ihrem Möhren-Rettich-Arame-Topf zur Verfügung gestellt. Ich hoffe, sie machen dir nicht nur Appetit auf diese Gerichte, sondern auch auf unser Seminar!

Was können wir der Fast-Food-Mentalität unserer modernen Ernährungsweise entgegensetzen, die nahezu schnurstracks in den Burnout führt? Bei der Frage, was wir tun können, damit das Fass nicht überläuft, schließt sich der Kreis und wir wären nicht nur am Ende, sondern wieder am Anfang unseres Artikels.

Denn diesen fortzuschreiben wäre ganz im Sinne des Neijing, dem ältesten heilkundlichen Werk der Chinesen. Das wurde vor 2000 Jahren nicht ein- für allemal von einer Person, sondern von vielen Personen für unterschiedliche Zeiten geschrieben und immer wieder ergänzt.

Auch über deine Ergänzungen, Anregungen und Fragen in diesen Burnout-Zeiten würde ich mich sehr freuen! Hast du Erfahrungen mit Burnout? Und wie war oder ist dein Weg da raus mit der 5-Elemente-Ernährung?

Wenn du Lust auf mehr hast zu diesem Thema, besuch doch gerne mein Online-Seminar „Shen-Störung: Burnout“ am 6. und 7. November 2021!

Themen dieses Wochenendes:
Zuordnung der Symptome
Wasser-Feuer-Achse
Körper-Geist-Seele Konzept
Fallbeispiel aus meiner Praxis
Ernährungstherapie mit vielen neuen Rezepten

Auch für das Mini-Online-Seminar zu den Trigrammen des Wasser-Elements Mini-Online-Seminar zu den Trigrammen des Wasser-Elements am Dienstag, 16.11.2021, 19.00 bis 21.00 Uhr kannst du dich jetzt schon anmelden!

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