Corona – Immunsystem stärken im Holzelement

Kirschbäume vor Kölner VHS
Kirschbäume vor der VHS in Köln, Foto: Sooni Kind


„Freunde, dass der Mandelzweig

Wieder blüht und treibt,
Ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?“
Ben Chorin

Es ist kaum zu glauben, aber auch in diesem Frühjahr hat sich der kahle Vorplatz der Volkshochschule in der Kölner Innenstadt wieder in ein Meer aus Blütenwolken verwandelt. Corona zum Trotz: Neues Leben bricht sich Bahn. Und damit sind wir mittendrin, im Holz-Element.

Und so wie die Bäume und Pflanzen wollen auch wir den Neuanfang feiern, die im Winter gehegten Kräfte hervorsprudeln lassen und sie mit anderen teilen. Wohin mit ihnen in Zeiten wie dieser, da Corona uns ausbremst in unserem Taten- und Schaffensdrang?

Abgeschnitten von Fitness-Studio, Yoga-Kursen und Geselligkeit fühlen wir uns eher wie der Panther in Rilkes gleichnamigen Gedicht, dessen „weicher Gang geschmeidig starker Schritte sich im allerkleinsten Kreise dreht“.

Verdeckter Drache. Handle nicht. (IGing)

Auf den Menschen übertragen, wird das Holz auch als Leberenergie bezeichnet. Je weniger Ausweg und Entfaltungsmöglichkeiten eine Lebenssituation bietet, umso stärker staut sich das Leber-Qi. Wenn sie keinen Weg zur Auflösung sieht, verwandelt deine Leber diese Stagnation in Hitze, die ihrerseits wiederum inneren Leber-Wind erzeugen kann.

Zu Frustration und Ohnmacht gesellt sich bei vielen von uns auch noch der Druck, diese Situation möglichst gewinnbringend für unser spirituelles und ökonomisches Wachstum nutzen zu müssen. Derart in die Enge getrieben, läuft unsere Leber heiß.

Es gibt Zeiten, so die Autorinnen Christine Li und Ulja Krautwald in ihrem spannenden Buch „Der Weg der Kaiserin“, da muss die Kaiserin schmerzhaft ertragen, dass sie ihr Potential nicht voll entfalten kann. Sie kann die Zeit aber nutzen, um ihre Ressourcen zu pflegen und ihr Wissen zu vervollständigen.

Du musst jetzt kein Start-up-Unternehmen gründen und auch kein Buch schreiben. Du darfst dich entspannen, vielleicht auch mal wieder ein wenig schmökern, zum Beispiel im IGing. Gleich zu Anfang findest du dort eine Konstellation, in der sich Tian, das schöpferische Prinzip, als „verdeckter Drache“ zeigt.

Der Drache ist das Symbol der beweglich-elektrischen, starken und anregenden Kraft des Holz-Elements. Sie ist jedoch an ihrer Entfaltung gehindert, „verdeckt“. Hier gilt es, deine Kraft nicht voreilig zu verausgaben und etwas erzwingen zu wollen, das noch nicht an der Zeit ist. „Verdeckter Drache. Handle nicht“, so die Empfehlung aus dem IGing.

Der sanfte Leber-Wind Sun macht unseren Geist beweglich und leicht. Auf diese Weise entstehen Visionen.

Wenn du dich auf eine Situation einmal einlässt ohne ihr deinen Willen aufzuzwingen, so das IGing, wird dir das Dao schon eingeben, was zu tun ist. Vermittelt wird dir diese Botschaft durch die Wanderseele Hun, die im Leberblut wohnt.

Das Bild für Hun sind Wind und Wolken. Der sanfte Leber-Wind Sun macht unseren Geist beweglich und leicht. Auf diese Weise entstehen Visionen.

Für den TCM-Arzt Achim Eckert zeichnen sich Länder wie Europa, Nordamerika und Japan aus durch ein starkes, selbstbewusstes Holz-Yang, dem ein schwaches, unterernährtes Holz-Yin gegenübersteht. Wir fühlen uns sicher, wenn wir alle Fäden in der Hand haben, reagieren jedoch schnell hilflos und frustriert, wenn sich etwas unserer Kontrolle entzieht. Wenn wir uns diesem Unverfügbaren zu sehr verschließen, trocknen unsere Leber-Säfte aus. Dann verlieren wir Leichtigkeit und Biegsamkeit, reagieren angespannt und rigide.

Indem wir der Leber Säfte zuführen, können wir Hitze vorbeugen.

Die Chinesen leben eher nach dem Vorbild des biegsamen Bambus. Er ist ebenso wie Sun ein Bild für die Yin-Seite deines Holz-Elements. Anstatt gegen Windmühlen zu kämpfen, neigt sich der Bambus im Sturm, um zum richtigen Zeitpunkt wieder zurückzuschnellen. Auf diese Weise kannst du deine Leber-Säfte bewahren und geschmeidig bleiben.

Bambus im Klettenbergpark, Foto: Ralf Scholl

Covid-19 scheint in unsere überhitzte Gesellschaft zu passen: Er ist ein Leber-Wind-Stürmer. Denn bei allen unterschiedlichen Einschätzungen über dieses Pathogen seitens der chinesischen Medizin scheint sich die Vermutung zu erhärten, dass dieses Virus Wind-Hitze in uns hervorrufen kann.

Da sich unsere Ernährungs-Empfehlungen ja ausschließlich auf den prophylaktischen Bereich beziehen, könnte man also allgemein und mit aller Vorsicht sagen, dass wir die 5-Elemente-Ernährung so ausrichten, dass wir einer Hitze-Bildung in der Leber vorbeugen. In unserem Artikel über die Tonisierung des Nieren-Qi hatten wir auf diesen Aspekt bereits hingewiesen.

Indem wir der Leber Säfte zuführen, können wir einer Hitze im Körperinneren vorbeugen und damit verhindern, dass sie nach oben steigt und die Lungen bei der Herstellung von Abwehr Qi (Wei-Qi) stört.


Was der Leber dabei hilft, dein Immunsystem zu stärken:

  • grüne Blattgemüse, allen voran Chinakohl und Stangensellerie, aber auch kurz gekochte Gemüse wie Spitzkohl, Brokkoli, Mangold und Spinat erfrischen deine Leber und nähren das Leberblut. Als Gegenspieler zu den langgekochten Wurzelgemüsen machen kurzgekochte Blattgemüse heiter und leicht.
  • sauer macht nicht nur lustig, sondern schützt auch die Leber-Säfte vorm Austrocknen, einer Nebenwirkung von Hitze. So gibt es auf unserem 5-Elemente-Teller immer Pickles. Die enzymreichen, milchsauer vergorenen Gemüse sind nicht nur ein Leckerbissen für deinen Gaumen, sondern eine der Leber stets willkommene Erfrischung.

Achtung: Nicht zu viel Saures essen, eine kleine Portion genügt! Besonders bei Hitze aus der Leber-Qi-Stagnation empfiehlt es sich, Essig zu meiden und durch Gen Mai Su oder Ume Su zu ersetzen.

Wibkes Rote Beete-Pickles

Rote Beete Pickles mit Apfel
Rote Beete-Pickles von Wibke Anton, Fotos: Wibke Anton

 

 

Rote Beete im Glas

  • süß harmonisiert und entspannt einer gestresste Leber. Dazu gehören neben gekochtem Getreide, Gemüse und Obst natürlich auch Süßspeisen. Bitte aufpassen, dass du dir über entstehende Feuchtigkeit nicht die Milz belastest!
  • Yin-Gemüse aus den Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser wie Tomate, Rote Bete, Pilze (besonders der Shiitake), Rettich, Algen liefern wertvolle Yin-Substanzen an das Holz-Element.
  • Obst in Form von Fruchtsuppen oder Kompotten schmeicheln nicht nur dem Gaumen sondern auch einer grummelnden Leber! Hier kannst du übrigens noch zusätzlich mit den Geschmäckern spielen: die süße Birne schickt der Leber Säfte über das Element Erde, die saure rote Himbeere hilft bei der Herstellung von Leber- und Herz-Blut.
  • Getreide wie Weizen, Grünkern, Couscous und Hato Mugi senken Leber-Hitze ab und bauen Yin auf.
  • Eiweißquellen aus veganen Quellen entlasten die Leber. Neben Hülsenfrüchten, Tofu, Tempeh und Lupino hat Seitan eine direkte Wirkrichtung auf die Leber. Von den tierischen Eiweißquellen ist Fisch die beste.

Wie immer geben wir auch an dieser Stelle die Empfehlung, sich nicht ausschließlich von den hier aufgeführten Nahrungsmitteln zu ernähren, sondern sie in die 5-Elemente-Basis-Ernährung zu integrieren. Um die Leber nicht zu erhitzen wäre es auch wichtig, alle thermisch heißen Nahrungs-, Würz- und Genussmittel zu vermeiden.

Interessanterweise sind die für unsere Leber so wichtigen Nahrungsmittel in Ernährungs-Ratgebern zu finden, in denen es um die Stärkung unseres Immunsystems geht. In dem Anti-Krebs-Buch von Richard Béliveau „Krebszellen mögen keine Himbeeren“ kannst du sie alle wiederfinden und in ihrer auch aus westlicher Sicht immunstimulierenden Wirkung studieren!

Das Qi der Nahrung vermag auch als geistig-seelisches Qi zu wirken.

Wir möchten dich bitten, unsere Anregungen nicht als Patentrezept zu verstehen, nach dem Motto: mit einer großen Portion Chinakohl heiter und gelassen durch die Krise! Mit Sun ist kein Weglächeln, kein oberflächliches Weichspülen unserer Ängste, Trauer oder Wut gemeint.

Wahre Heiterkeit kommt aus der Tiefe, sagt das IGing. So schrieb Ben-Chorin seine Zeilen der Freude über das Blühen des Mandelbaums während seiner Flucht vor den Nazis.

Hier finden wir einen Anklang an das kosmologische Prinzip der alten Chinesen, das keine Trennung kennt zwischen Mensch und Kosmos, Materie und Geist. Das Sprießen der Bäume im Frühling ist ein Spiegel der emporströmenden Energie von Leber und Hun. In dieser Naturphilosophie gründet die Vorstellung, dass das mehr der Materie zugeordnete Qi der Nahrung auch auf der feinstofflichen Ebene als geistig-seelisches Qi zu wirken vermag.

Ren Zeichen für Mitmenschlichkeit
ren = Mitmenschlichkeit

Vielleicht kann aus Wirrnis und Chaos ein mehr zärtlicher Umgang mit uns selbst entstehen, ein offenes Auge für die Schönheit der Natur und ein offenes Ohr für Menschen, die uns begegnen. Aber auch dies nicht als Anspruch oder Dauer-Haltung! Du kannst es nicht immer, aber du kannst täglich neu damit beginnen, etwas für dich zu tun. Vielleicht kann dich die 5-Elemente-Ernährung ja ein wenig dabei unterstützen, die gegenwärtige Krisensituation für dich fruchtbar zu machen.

 

So wie die Lyrikerin Hilde Domin, die sich im Exil zu einer neuen Technik des „ungereimten Gedichts“ inspirieren ließ, das fast klingt wie ein japanischer Haiku:

„Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise wie einem Vogel
die Hand hinhalten.“
Hilde Domin

 

Hier findet ihr die anderen Texte zum Thema:

5-Elemente-Ernährung gegen Corona-Angst

Corona – Immunsystem stärken im Feuer-Element

Corona – Immunsystem stärken im Erd-Element

Corona – Immunsystem stärken im Metall-Element